Clonidin

Synonym: 2-imidazolidin
Summenformel: C9H9Cl2N3
Handelsnamen: Catapresan®, Haemiton®, Isoglaucon®

1 Definition

Clonidin ist ein Alpha-2-Agonist aus der Wirkstoffgruppe der Imidazoline, der via negativer Rückkopplung durch den α2-Adrenozeptor hemmend auf die Noradrenalin-Ausschüttung wirkt. Seine pharmakologische Wirkung ist daher sympatholytisch. Clonidin findet bei der Behandlung von arterieller Hypertonie – wegen relativ hoher Nebenwirkungen nur noch in Kombinationstherapie – und zur Milderung von Entzugserscheinungen Anwendung.

2 Wirkprinzip

Clonidin wirkt als Agonist über die Bindung an G-Protein gekoppelte α2-Adrenozeptoren.

Es können mehrere Wirkmechanismen unterschieden werden:

2.1 Aktivierung präsynaptischer α2-Adrenorezeptoren

Durch die Bindung des Clonidins an die präsynaptischen α2-Adrenozeptoren sowohl in der Peripherie als auch im zentralen Nervensystem (ZNS) kommt es über die G-Protein gekoppelte Signalkaskade zu einer verminderten Noradrenalinfreisetzung. Dies führt zu einer Senkung des Sympathikotonus.

2.2 Aktivierung postsynaptischer α2-Adrenorezeptoren

Clonidin aktiviert ebenso die postsynaptischen α2-Adrenozeptoren besonders im Bereich des Nucleus tractus solitarii, der Umschaltstelle des Barorezeptorenreflexes. Dort bewirkt es eine Senkung des Symphatikotonus und eine Steigerung des Parasymphatikotonus.

2.3 Weitere Wirkungen

Des weiteren führt Clonidin zu einer Hemmung der Adrenalinfreisetzung aus dem Nebennierenmark und durch die Stimulation von zentralen Imidazolinrezeptoren zu einer weiteren Verstärkung der symphatikolytischen Wirkung.

3 Pharmakokinetik

Clonidin wirkt schon in sehr geringen Dosen im Bereich weniger Mikrogramm. Es wird teilweise in der Leber verstoffwechselt, zu 65% aber unverändert über die Niere ausgeschieden.

Seine Plasmahalbwertszeit liegt bei ca. 9-11 Stunden.

Im Tiermodell wurde folgende LD50 Dosis nachgewiesen: LD50 108 mg·kg−1 (Maus)

4 Darreichungsformen

Clonidin ist als Injektionslösung zur intravenösen (i.v.) Gabe, als Tablette für die orale Applikation und in Form von Augentropfen verfügbar.

5 Anwendungsgebiete

Durch seine starke sympatholytische Wirkung findet Clonidin heute vor allem Anwendung in der Akutbehandlung von arterieller Hypertonie in Verbindung mit einer Tachykardie. Weitere Anwendungsgebiete sind:

  • Reservetherapeutikum bei arterieller Hypertonie
  • Therapierefraktäre Schwangerschaftshypertonie
  • Hypertensive Krise
  • chronisches Offenwinkelglaukom
  • Migränetherapie
  • Opiatentzugssyndrom
  • Alkoholentzugssyndrom
  • Postoperatives Shivering, falls Pethidin kontraindiziert ist
  • ADHS

eingeschränkt:

  • Sedierung
  • Analgesie

Im Rahmen der endokrinologischen Funktionsdiagnostik wird Clonidin beim Clonidin-Suppressionstest eingesetzt.

6 Nebenwirkungen

Als hochpotentes Sympatholytikum weist Clonidin einige unerwünschte Wirkungen auf, hierzu zählen unter anderem:

  • Mundtrockenheit
  • Verstopfung (Obstipation)
  • verminderte Speichel- und Magensaftproduktion
  • Müdigkeit
  • Depressive Verstimmung
  • Sedation
  • Potenzstörungen
  • Schwere Bradykardie (selten)
  • Rebound-Phänomen

Bei gleichzeitiger Anwendung von Diuretika, Hypnotika, Vasodilatatoren und Alkohol kommt es zu einer Wirkverstärkung. Nach i.v.-Applikation ist ein initialer Blutdruckanstieg möglich.

Ein plötzliches Absetzten kann zur hypertensiven Krise führen.

7 Kontraindikationen

Clonidin darf nicht angewendet werden wenn eine bekannte Überempfindlichkeit (Allergie) gegen Clonidin besteht, auch viele koronare Erkrankungen zählen deshalb zu den Kontraindikationen:

  • Sinusknotensyndrom
  • Bradykardie (Herzfrequenz unter 50/Minute)
  • endogenen Depressionen
  • Schwangerschaft und Stillzeit
  • AV-Block II. und III. Grades
  • Koronare Herzkrankheit, insbesondere bei akutem Myokardinfarkt
  • fortgeschrittene arterielle Verschlusskrankheit (pAVK)
  • Raynaud-Syndrom
  • Thrombangiitis obliterans
  • zerebrovaskuläre Insuffizienz
  • Niereninsuffizienz
  • Obstipation

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